Der „Sieben Schritte“ Prozess: NEW MIND
Es gibt eine kleine Landkarte im Tibetan Pulsing, die wir in den New Mind Gruppen benutzen. Sie beschreibt die sieben Ebenen menschlicher Entwicklung und wird in sieben Schritten oder Abschnitten durchgeführt. Jeder Schritt wird durch anschauliche Erklärungen, tiefe Körper- und Entspannungsübungen angeleitet und von erfahrenen Lehrern und Assistenten unterstützt.
Der erste Schritt wirkt sich besonders während Schwangerschaft, Geburt und den allerersten Lebensjahren aus. Hier geht es häufig ums „nackte Überleben“, denn wir sind alleine nicht in der Lage, das zum Überleben Notwendige wie Nahrung, Kleidung, Schutz und so weiter zu bewerkstelligen.
Im zweiten Schritt – Kindergarten- und frühe Schuljahre – geht es dann um Anpassung an die jeweilig gültigen gesellschaftlichen Normen. Die Fähigkeit zur Anpassung gibt uns Sicherheit und Schutz vor Agression – auch der eigenen Artgenossen – und wird uns von Eltern und Lehrern übermittelt.
Im dritten Schritt entwickeln wir mit beginnender Pubertät eine klare Identifikation mit dem einen oder anderen Geschlecht, unsere Sexualität erwacht und damit entsteht ein Gefühl des „Wichtigseins“ – die Kristallisation des EGO. Unsere Persönlichkeit mit ihren entsprechenden Charakterzügen wird entwickelt, und kognitive Fähigkeiten werden durch Schulbildung vermittelt. Wir arbeiten am „Ich bin so und nicht anders!“
Der vierte Schritt hat mit Integration als aktives Mitglied in die Gesellschaft zu tun, auch mit unserer Stellung in der Gesellschaft und unseren eigenständigen Beziehungen. In dieser Zeit werden die ersten eigenen Verträge geschlossen: Ehe-, Haus- und Darlehensverträge sind ein Ausdruck davon: „Meine Frau, mein Haus, mein Bankkonto.“
Im fünften Schritt mag uns ein unbehagliches Gefühl beschleichen, wir spüren: das kann doch nicht alles gewesen sein! Unsere Frau/Mann haben uns vielleicht nichts mehr zu bieten oder haben Spaß mit anderen Partnern. Wir wollen aus unserem Job aussteigen, weggehen, Wohnort und Lebensumstände wechseln. Wir sind uns nicht mehr so sicher, was wir wirklich wollen, wir fühlen uns isoliert und verleugnen unsere Bedürfnisse. Chemische Substanzen wie Alkohol, Zigaretten oder Medikamente helfen uns, unseren gewohnten Lebensstil aufrechtzuerhalten. Es fällt uns schwer, die inneren Ursachen für die äußeren Veränderungen zu erkennen und zu verstehen.
Im sechsten Schritt – der Ebene der Selbstzerstörung – erfahren wir völlige Desillusionierung, Depression oder Zerstörungswut. Zuweilen erwägt unser Verstand sogar Selbstmord, denn nichts klappt mehr, alles läuft schief, das Leben erscheint hoffnungslos, sinnlos und ausweglos. Das Ego ist wütend und verzweifelt, weil aus seiner Sicht nichts mehr funktioniert. Wir fühlen uns wie mit dem Rücken an die Wand gestellt. Entsprechend des tibetischen Menschenverständnisses ist jetzt der einzige und richtige Moment, den Klauen des Ego zu entkommen. Die Präsenz anderer Gruppenteilnehmer ist jetzt besonders hilfreich und lässt uns verstehen, dass wir nicht allein in dieser misslichen Lage sind, sondern dass diese Erfahrung zum Wachsen dazu gehört. Wer sich vom Tibetan Pulsing angesprochen fühlt, hat meistens die schmerzliche Erfahrung des sechsten Schrittes durchlebt. Hat sich mehr oder weniger als Versager gefühlt und darf jetzt erfahren, dass er sich in einem wichtigen Lebensabschnitt mit großem Potential befindet, auch wenn es sich häufig nicht so anfühlt.
Im siebten Schritt geschieht das Wunder der Transformation. Wir können Altes loslassen ohne gleich zu wissen, wie das Neue aussehen wird. Jedes Mal, wenn wir in die unfassbare ‚Existenz oder Intelligenz‘ vertrauen, machen wir einen weiteren Schritt in unserer Evolution. Und wenn das Gehirn erst einmal rausgefunden hat, wie diese Metamorphose geschieht, dann wird es mit jedem weiteren Mal selbstverständlicher, das jeweils Richtige tun.
Shantam Dheeraj*, der Gründer des Tibetan Pulsing, war auf dieses Gebiet spezialisiert. Er hatte ein tiefes Verständnis vom Nervensystem, und wie man mit Hilfe des Pulsschlags negative, destruktive Ladung in Wohlgefühl verwandelt. Er sagte von sich selbst, dass er jahrelang immer wieder zwischen der sechsten und der ersten Ebene hin- und herpendelte, indem er Unmengen Alkohol trank. Aber gerade das brachte ihn zu Meditation und in die Lage, Tibetan Pulsing zu entwickeln. Die Tatsache, dass er seinen kleinen Sohn alleine aufziehen mußte, half ihm, seine bislang unterdrückte weibliche Seite hervorzukehren und das Selbstzerstörerische in sich loszulassen.
„Ich kann sagen, dass die molekulare Qualität dieser Arbeit mit dem Verständnis der Erfahrung der sechsten Ebene zu tun hat. Dies ermöglicht es meinen Freunden, die ganze Dunkelheit, die sie in sich tragen, loszuwerden, um in eine völlig veränderte Form der Wahrnehmung hineinzuwachsen. Plötzlich sind alle Dinge, die dich irritieren, nur Wiederspiegelungen dieser selben Sache in dir. Es gibt kein Problem im Außen. Es gibt kein äußeres Leiden, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, und es gibt nichts zu fürchten.
Der einfache Kontakt mit dem Pulsschlag kann deine Energie verändern. Dies ist der ganze Sinn des Pulsschlags. Er geht tief in dich hinein, durch die Wand von Angst hindurch, pumpt neues Leben rein und fängt an, blockierte Energie, z.B. Wut, zu transformieren. Bewusstsein entsteht, wenn wir die Steine oder das Eis unseres Leidens und unserer Ängste transformiert haben. Es geht darum, die falsche Wahrnehmung, die im Laufe unserer Entstehung entstanden ist, zu korrigieren.“
„Alles, was du brauchst, ist in dir. Um dies zu entdecken, brauchst du dich nur in die Kraft des Herzens zu entspannen. Überlasse deinem Herzen die Führung, erlaube dem Pulsschlag, dich nach Hause zurückzubringen.“ Shantam Dheeraj
*Mehr zu Shantam Dheeraj unter „Tibetan Pulsing Yoga“ und in seinem Buch „Where does the world come from“ – in mehreren Sprachen erhältlich im Naropa Stuttgart.